Drei Merkmale allen Daseins

Die drei Merkmale allen Daseins sind Vergänglichkeit (anicca), Leid (dukkha) und die Abwesenheit eines substanziellen Selbsts (anatta).

Vergänglichkeit

Vergänglichkeit bedeutet einfach, dass nichts in dieser Welt beständig ist. Alles ist fortwährend im Wandel. Regen kommt, Regen geht. Die Blumen blühen im Frühling und verwelken, um im nächsten Jahr wieder zu blühen. Auch Dinge, die sich nicht zu ändern scheinen, sind im steten Wandel. Es dauert nur sehr lange und ist deshalb nicht immer ersichtlich. Auch wir selbst unterliegen ständiger Veränderung. Innerhalb von etwa 7 Jahren wird jede einzelne Zelle unseres Körpers mindestens einmal ersetzt. Und auch unsere Gedanken springen hin und her und ändern sich ununterbrochen. Selbst unser Charakter ändert sich über die Jahre und aus einem jungen Heißsporn kann ein ausgeglichener Weiser werden. Diese Vergänglichkeit kann uns sowohl negativ vorkommen, wenn wir zum Beispiel etwas verlieren, das uns wichtig war oder positiv, wenn etwas zu Ende geht, das uns gestört hat. Aber eins ist ganz klar: Ohne Vergänglichkeit gäbe es keine Änderung und ohne Änderung hat das Leben alle Möglichkeiten verloren und ist erstarrt.

Leid

Das Daseinsmerkmal des Leids ist dasselbe wie in der ersten der vier edlen Wahrheiten. Man kann leidvollen Erfahrungen nicht vollständig aus dem Weg gehen, man kann aber lernen, sie anzunehmen und sie als das zu sehen, was sie sind, nämlich ein normaler Teil des Lebens. Wenn man das vollbringt, dann schafft man es, dem Leid den Boden unter den Füßen wegzuziehen.

Abwesenheit eines substantiellen Selbst

Die Abwesenheit eines substantiellen Selbst bedeutet nicht etwa, dass Dinge nicht existieren. Das wäre reiner Nihilismus. Es bedeutet, dass nichts für sich alleine existieren kann. In Wirklichkeit hängt nämlich alles zusammen. Nehmen wir zum Beispiel einen Baum. Damit dieser existieren kann, müssen eine ganze Reihe von Bedingungen erfüllt werden. Er braucht Sonne, Wasser, Kohlenstoffdioxid und Nährstoffe aus dem Boden für die Photosynthese. Wenn auch nur eins davon ausbleibt, kann der Baum keine Photosynthese betreiben und stirbt ab. Mit unserem Körper verhält es sich genauso. Wenn wir längere Zeit nichts essen, sterben wir. Wenn wir nichts trinken, dauert das nur ein paar Tage und wenn wir nicht atmen sogar nur ein paar Minuten. Unser Körper ist kein festes Gebilde. In jeder Sekunde spielen sich unzählige chemische Reaktionen ab, ohne die wir nicht existieren könnten. Alles in dieser Welt existiert, weil bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Alles hängt also zusammen. Nichts kann für sich alleine existieren.

Das heißt, die Dinge in dieser Welt haben keine feste Substanz, keinen Wesenskern. Das Sein ist ein dynamischer Fluss von fortwährenden kausalen Zusammenhängen.