Karma und Wiedergeburt

Karma und Wiedergeburt gehören zu den bekanntesten buddhistischen Lehren, allerdings auch zu den am meisten missverstandenen.

Karma bedeutet nicht etwa ein unabänderliches Schicksal zu haben, sondern es bedeutet Aktion. Was zählt, ist dieser Moment, denn dieser Moment ist alles, was wir haben. Wir können nicht ändern, was in der Vergangenheit liegt und die Zukunft ist noch nicht gekommen, aber wir können kontrollieren, was wir genau jetzt tun und unsere Aktion im Hier und Jetzt ist es, was unsere Zukunft bestimmt.

Das betrifft zum einen unsere nahe Zukunft. Wenn wir z. B. freundlich sind und die Menschen in unserem Umfeld anlächeln, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Gegenzug uns gegenüber wohlwollend sind, höher. Das gleiche Prinzip gilt aber auch für die fernere Zukunft und das steht in direktem Zusammenhang mit der Wiedergeburt.

Ein häufiges Missverständnis ist, dass Wiedergeburt im buddhistischen Sinne bedeutet, dass unser jetziges Ich einfach in einem neuen Körper geboren wird. Wieder als Mensch oder vielleicht als Tier oder etwas ganz anderes, je nachdem, ob wir gut oder schlecht gehandelt haben. Im Buddhismus gibt es aber kein beständiges Ich und auch keine Vorstellung einer unveränderlichen Seele. Was wird dann also wiedergeboren? Wenn man erkennt, dass unsere Handlungen unsere Umwelt beeinflussen und dass unser Wirken über unseren Tod hinausgeht, dann ist es auch nicht schwer sich vorzustellen, dass die von uns angestoßenen Kausalketten einen Einfluss auf ein zukünftiges Leben haben. Es ist wie wenn man eine Kerze mit einer anderen anzündet. Es ist nicht dieselbe Flamme und doch gibt es eine Kontinuität.

Man kann es auch so betrachten: Bereits zu unserer Lebzeit werden wir unzählige Male wiedergeboren. Ich bin nicht die gleiche Person, die ich noch vor zehn Jahren war. Mein Körper und mein Geist haben sich verändert. Verbunden bin ich mit diesem Ich jedoch durch die Kontinuität der Veränderung. Ursache und Wirkung. Mein früheres Ich bedingt mein jetziges Ich, ist mit diesem aber nicht identisch. Bei meinem Tod wirken die Ursachen, die ich in diesem Leben in Gang setze, fort, das heißt aber nicht, dass ein zukünftiges Leben mit meinem jetzigen Ich identisch ist.

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