Tägliche Andacht

Hier finden sie ein Beispiel einer Tendai-buddhistischen Andacht in sino-japanischer Lesung und in deutscher Übersetzung.*

Wenn sie bei sich zu Hause eine Andacht machen möchten, waschen sie zunächst ihre Hände und spülen sie ihren Mund aus. Falls sie einen buddhistischen Altar haben, entzünden sie eine Kerze und Räucherstäbchen. Nehmen sie ihre Gebetsperlen in die linke Hand und halten sie das Andachtsbuch mit beiden Händen vor sich. Sprechen sie jede Silbe klar und deutlich, ohne Hast, wie gleichmäßig fallende Regentropfen. Schlagen sie die Klangschale zweimal am Beginn der Andacht, einmal zwischen jedem Abschnitt und dreimal am Ende.

Sanrai – Dreifache Ehrerbietung  (dreimal wiederholen)

ISSHIN CHŌ RAI JIPPŌ HŌ KAI JŌ JŪ SAN BŌ. 

Von ganzem Herzen ehre ich die drei Schätze (Buddha, Dharma und Sangha), in den zehn Richtungen.

Sangemon – Buße

GA SHAKU SHO ZŌ SHO AKU GŌ
KAI YU MU SHI TON JIN CHI
JŪ SHIN GO I SHI SHO SHŌ
I SSAI GA KON KAI SAN GE.

In der Vergangenheit habe ich verschiedene Übel begangen.
Ihren Ursprung haben sie in der anfangslosen Gier, im Hass und in der Verblendung.
Hervorgebracht durch mein Handeln, Sprechen und Denken,
bereue ich sie alle.

Kaikyoge – Vers zum Öffnen des Sutras

MU JŌ JIN JIN MI MYŌ HŌ
HYAKU SEN MAN GŌ NAN SŌ GU
GA KON KEN MON TOKU JU JI
GAN GE NYO RAI SHIN JITSU GI.

Die Lehre ist unübertroffen, tiefgründig und konzeptionell nicht zu erfassen.
Selbst nach unzähligen Zeitaltern ist es schwer ihr zu begegnen.
Ich sehe, höre, empfange und behalte sie nun.
Möge ich die wahre Bedeutung der Lehre des Tathagata verstehen.

Hannya Shingyō – Herz Sutra

MAKA HAN NYA HARA MI TTA SHIN GYŌ

KAN JI ZAI BO SATSU GYŌ JIN 
HANNYA HA RA MI TTA JI 
SHŌ KEN GO UN KAI KŪ DO I SSAI KU YAKU
SHA RI SHI SHIKI FU I KŪ KŪ FU I SHIKI 
SHIKI SOKU ZE KŪ KŪ SOKU ZE SHIKI 
JU SŌ GYŌ SHIKI YAKU BU NYO ZE
SHA RI SHI ZE SHO HŌ KŪ SŌ 
FU SHŌ FU METSU FU KU FU JŌ FU ZŌ FU GEN
ZE KO KŪ CHŪ MU SHIKI MU JU SŌ GYŌ SHIKI
MU GEN NI BI ZE SSHIN NI
MU SHIKI SHŌ KŌ MI SOKU HŌ
MU GEN KAI NAI SHI MU I SHIKI KAI 
MU MU MYŌ YAKU MU MU MYŌ JIN 
NAI SHI MU RŌ SHI YAKU MU RŌ SHI JIN 
MU KU SHŪ METSU DŌ 
MU CHI YAKU MU TOKU I MU SHO TO KKO 
BO DAI SA TTA E HAN NYA HA RA MI TTA KO
SHIN MU KE GE MU KE GE KO MU U KU FU 
ON RI I SSAI TEN DŌ MU SŌ KU GYŌ NE HAN 
SAN ZE SHO BUTSU E HAN NYA HA RA MI TTA KO
TOKU A NOKU TA RA SAN MYAKU SAN BO DAI
KO CHI HAN NYA HA RA MI TTA
ZE DAI JIN SHU ZE DAI MYŌ SHU 
ZE MU JŌ SHU ZE MU TŌ DŌ SHU
NO JO I SSAI KU SHIN JITSU FU KO 
KO SETSU HAN NYA HA RA MI TTA SHU 
SOKU SE SHU WATSU
GYA TEI GYA TEI HA RA GYA TEI HARA SŌ GYA TEI BO JI SOWA KA
HAN NYA SHIN GYŌ.

Das Sutra der Essenz der Vollkommenheit der Weisheit 

Als der Bodhisattva Avalokitesvara tiefgehend die Vollkommenheit der Weisheit praktizierte, erkannte er klar, dass die fünf Skandhas alle leer sind und überwand so alles Unglück und Leid.

Sariputra! Form ist nicht verschieden von Leere und Leere ist nicht verschieden von Form.
Form ist Leere und Leere ist Form. 
Mit Empfindung, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewusstsein verhält es sich genauso.

Sariputra, das Merkmal der verschiedenen Phänomene ist die Leere.
Nichts wird geboren, nichts wird vernichtet.
Nichts ist befleckt, nichts ist rein.
Nichts nimmt zu, nichts nimmt ab.

Deshalb, Sariputra, gibt es in dieser Leere keine Form, keine Empfindung, keine Wahrnehmung, keine Geistesformationen und kein Bewusstsein.
Es gibt keine Augen, keine Ohren, keine Nase, keine Zunge, keinen Körper und keinen Geist.
Es gibt keine Farbe, keinen Klang, keinen Geruch, keinen Geschmack, keine Berührung und keine Objekte.
Es gibt weder eine materielle Welt noch eine Welt des Bewusstseins.

Es gibt keine Verblendung und kein Erlöschen der Verblendung. 
Ebenso gibt es kein Altern und Tod und kein Erlöschen von Altern und Tod. 
Es gibt kein Leiden, keine Ursachen des Leidens, keine Beendigung des Leidens und keinen Weg zur Beendigung des Leidens.
Es gibt keine Weisheit und kein Erlangen, daher gibt es nichts, das zu erlangen wäre. 

Da sich der Bodhisattva auf die Vollkommenheit der Weisheit stützt, ist sein Geist frei von Hindernissen.
Da er frei von Hindernissen ist, ist er frei von jeglicher Angst.
Da er weit jenseits aller verkehrten Ansichten und Illusionen ist, erreicht er das wahre Nirvana.

Die verschiedenen Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft haben durch die Vollkommenheit der Weisheit vollkommenes Erwachen erlangt.
Deshalb sollte man wissen, dass die Vollkommenheit der Weisheit das große Dharani ist, das Dharani der großen Weisheit, das unübertroffene Dharani, das unvergleichliche Dharani, das in der Lage ist, alles Leid vollständig zu beseitigen. Das ist die Wahrheit und keine Lüge.“

Daher wird das Dharani der Vollkommenheit der Weisheit hier gelehrt:
Gate gate paragate parasamgate bodhi svaha

Damit endet das Herz Sutra.

Ekō Hotsugan – Übertragung der Verdienste

GAN NI SHI KU DOKU
FU GYŪ O I SSAI
GA TŌ YO SHU JŌ
KAI GU JŌ BUTSU DŌ

Mögen diese Verdienste 
in der ganzen Welt verbreitet werden, 
so dass ich und alle fühlenden Wesen 
gemeinsam den Buddha-Weg realisieren können.

*Übersetzt aus dem klassischen Chinesischen von Taiei Siebert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert